Leere Hüllen
 
 

Katharina Lüdicke
 
Leere verlassene Schulräume sind für mich weiße, kahle Wände, Laminat und Gerüche. Fast höre ich noch Stimmen, und Spuren am Boden sind meine Erinnerungen. Ungeputzte Fenster lassen Licht in die Leere. Licht und ein Hauch Wind sind das einzig Lebendige im Raum.
Fluchtartiges Verlassen oder langsamer Abschied? Alles mitgenommen, ein imaginärer Klassenraum bleibt. Keine Farben, mit ihnen ist das Belebte gewichen.
Was lässt sich zur Zeit in der Schule noch finden? Gibt es die Möglichkeit, Erinnerungen und Abdrücke aufzusammeln? Wie ein Schleier liegt das, was kommt, über dem, was war. Weiße Tücher verhüllen das Dagewesene. Verzerrt, nur die Vorstellung ahnt, was da stand...
Die Möbel in unbenutzten Räumen werden von alters her zum Schutz mit großen Leinentüchern bedeckt, um die alte Ordnung jederzeit schnell wieder herstellen zu können. Als wäre es zu erwarten, dass die Räume bald wieder bewohnt werden...
Das Mitgenommene noch einmal präsent machen – als leere Hülle – ist meine Absicht. Farblosigkeit, aber dafür Helligkeit ist für mich interessant.
Die Wahrnehmung des Betrachters als ein Spiel: er sieht die Möbelstücke unter den Tüchern, ist programmiert sie zu sehen – beinahe ohne zu hinterfragen – und erweitert den Sinn dieses leeren Raumes.